Als mögliche Unglücksursache erwägen Experten auch eine Bildung von Eis auf den Flügeln - damit verwandele sich ein Flugzeug in „einen Stein ohne Auftrieb“, schrieb etwa das brasilianische Nachrichtenportal Uol. Demnach gab es für den Ort des Absturzes eine Warnung vor Eisbildung. Andere Experten schlossen nicht aus, dass nicht nur eine Ursache den Absturz ausgelöst habe. Stimmenrekorder zeichnen die Gespräche im Cockpit auf, Datenrekorder die Flugdaten.
In weniger als einer Minute um fast 4000 Höhenmeter abgesackt
Die Maschine der Fluggesellschaft VoePass war am Freitag mit 57 Passagieren und 4 Besatzungsmitgliedern an Bord von der Stadt Cascavel im Bundesstaat Paraná in Richtung des Flughafens Guarulhos bei São Paulo unterwegs. Auf Bildern und Videos in sozialen Netzwerken war zu sehen, wie das Flugzeug in der Luft ins Trudeln geriet und vom Himmel fiel. Dichter Rauch stieg anschließend auf. Daten der Plattform Flightradar 24 legen nahe, dass das Flugzeug in weniger als einer Minute um fast 4000 Höhenmeter absackte.
Es sei in einer Wohnsiedlung in der Nähe eines Hauses abgestürzt, in dem sich Bewohner befanden, berichtete das Nachrichtenportal „G1“ unter Berufung auf Behörden in Vinhedo. Am Boden sei aber niemand verletzt worden.
Präsident Luiz Inácio Lula da Silva ordnete 3-tägige Staatstrauer an. Der Gouverneur von São Paulo, Tarcísio de Freitas, versprach alle notwendige Unterstützung.
Turbulenzen, Gewitter und Vereisung?
Der Plattform Flightradar 24 zufolge deuten meteorologische Berichte für den Zeitraum rund um den Unfall auf Turbulenzen, Gewitter und Vereisung in der Umgebung hin. Der Geschäftsführer von VoePass, Eduardo Busch, schloss nicht aus, dass sich Eis auf den Tragflächen angesammelt haben könnte. Die Piloten seien allerdings erfahren gewesen und das Flugzeug sei mit funktionierenden Systemen gestartet. „Das Flugzeug war zum Zeitpunkt des Starts zu 100 Prozent einsatzbereit“, sagte Busch.Der Unfall gehört Medienberichten zufolge zu den tödlichsten in der Geschichte der brasilianischen Luftfahrt. In Erinnerung ist vielen ein Absturz vom 28. November 2016, als das Flugzeug des brasilianischen Fußball-Clubs Chapecoense auf dem Weg nach Medellín zum Final-Hinspiel um die Copa Sudamericana, dem Südamerika-Pokal, in Kolumbien verunglückte. Damals starben 71 Menschen, darunter fast alle Spieler sowie Betreuer, Trainer und mitreisende Journalisten. 6 Passagiere überlebten.
Die Unglücksmaschine vom Freitag war ein Turboprop-Passagierflugzeug vom Typ ATR 72. Das Modell ist ein Schulterdecker des französisch-italienischen Konsortiums Avions de Transport Régional. Im Jänner 2023 kamen beim Absturz einer ATR 72-500, die sich in Nepal im Landeanflug auf den Flughafen der Stadt Pokhara befand, 72 Insassen ums Leben, darunter vier Besatzungsmitglieder.