Freitag, 30. August 2024

BÜKV-Verhandlung: „Nicht mit Einmalzahlungen abspeisen“

Die Fachgewerkschaften für die öffentlichen Bediensteten sind enttäuscht und verärgert aus der ersten Vertragsverhandlungsrunde zum BÜKV gekommen. Und die Lehrer sind schon seit geraumer Zeit „auf 180“. Ein Gespräch mit ASGB-Chef Tony Tschenett.

ASGB-Chef Tony Tschenett ist enttäuscht vom BÜKV-Verhandlungsauftakt. - Foto: © Matteo Groppo

STOL: Wie beurteilen Sie das Angebot der Landesregierung zum BÜKV?
Tony Tschenett: Das ist absolut nicht ausreichend und ich erwarte mir jetzt, dass alle beteiligten Gewerkschaften protestieren. Man kann die Bediensteten nicht mit Einmalzahlungen abspeisen – das sollte der Landesregierung bewusst sein. Und es wurde uns auch im Vorfeld anders kommuniziert.

STOL: Wo liegt das Problem bei den Einmalzahlungen?
Tschenett: Damit fangen sie nie den Kaufkraftverlust der Gehälter auf – und das Problem setzt sich zudem bei den späteren Renten fort. Das gibt es auch sonst in keinem Kollektivvertrag auf gesamtstaatlicher Ebene. Im Gegenteil, in der Privatwirtschaft wurden teils bedeutende Lohnerhöhungen für die Arbeitnehmer erreicht. Und auch den öffentlich Bediensteten wird dies ja immer wieder versprochen...

STOL: ... und nicht eingehalten?
Tschenett: Nein, nichts wurde erhöht. Und da nehme ich eigentlich gerade den Arbeitnehmer-Flügel der SVP in die Pflicht, allen die zuständige Landesrätin Magdalena Amhof. Aber auch Bildungslandesrat Philipp Achammer hat bei Bildungskongress groß getönt, der Grundlohn der Lehrer müsse angehoben werden – und er werde sich dafür einsetzen. Und doch schauen wieder alle durch die Finger – und bekommen noch nicht einmal annähernd den Inflationsausgleich. Nur bei den Führungskräften, da kann man ordentlich drauflegen.

STOL: Das falsche Zeichen?
Tschenett: Ein verheerendes Zeichen. Bei den unteren Gehaltsklassen muss man zuerst aufstocken, denn die haben kein Auskommen mit dem Einkommen und geraten zunehmend in Not. Nicht die, die eh schon gut verdienen. Da muss man sich dann auch nicht wundern, wenn man keine Arbeitskräfte mehr bekommt und Stellen offen bleiben.

STOL: Sie haben die Lehrer angesprochen. Gerade auch in diesem Bereich fehlt Personal...
Tschenett: Bei den Lehrern heißt es seit Jahren, das nächste Mal werde dann wirklich der Grundlohn erhöht. Passiert ist nichts – und die Unzufriedenheit steigt. Schon gar einige haben den Beruf an den Nagel gehängt und sich etwas in der Privatwirtschaft gesucht. Auch weil die Herausforderungen im Schultag immer komplexer und mehr werden. Zudem sucht man auch im Ausland Lehrer – bei besseren Gehältern. Das ist gerade für unsere jungen Leute interessant. Hinzukommt die bevorstehende Pensionierungswelle. Das Problem wird von der Landesregierung aber meiner Meinung nach völlig unterschätzt. Dabei brauchen wir ausreichend gute Lehrer, denn sie sind es ja, die unsere jungen Leute ausbilden.

STOL: Es ist also Handeln gefragt?
Tschenett: Jetzt wäre die Gelegenheit – doch die Lehrer bekommen wieder eine Watschn. Und das gilt auch für die öffentlichen Bediensteten generell. Die Stimmung ist allenthalben schlecht.

ih

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