Dabei bekommt man in den Spitälern natürlich nur „die Spitze des Eisbergs“ zu sehen. Dass gerade das Coronavirus wieder massiv um sich greift, zeigen die Laboruntersuchungen des Abwassers. Seit Sommer steigen die Infektionen Woche für Woche an. Viele davon bleiben jedoch mittlerweile unentdeckt, weil sich Personen, die sich krank fühlen, nicht mehr auf Corona testen. Auch im Krankenhaus Meran „haben wir Fälle, die ,nur‘ als Nebendiagnose auftauchen, weil die Patienten eigentlich wegen anderer Erkrankungen zu uns kommen“, weiß Dr. Kofler.
Doch sie weiß auch: „Es gibt noch immer Patienten im hohen Lebensalter und mit Vorerkankungen, die an einer Corona-Infektion sterben. Die Infektion ist nach wie vor eine ernstzunehmende Erkrankung, die man nicht unterschätzen sollte.“ Sie rät „allen Erwachsenen, sich impfen zu lassen, zu ihrem eigenen Schutz. Aber auch, um ein weiteres Um-sich-Greifen des Virus zu verhindern und insbesondere besonders gefährdete Personen, wie ältere Menschen und chronisch Kranke, zu schützen“.
Impfen, um Coronawelle zu vermeiden
Auch sich bei entsprechenden Krankheitssymptomen auf Corona testen zu lassen „ist vernünftig“, mahnt sie. Sie hofft daher auf eine hohe Impfrate, damit „wir keine extreme Coronawelle in den nächsten Wochen erleben“. Dabei, so weiß sie aus den Rückmeldungen etwa aus ihrer Abteilung im Krankenhaus, sind die neuen Corona-Impfstoffe „exzellent verträglich: Es kommt maximal kurzzeitig zu lokalen Schmerzen an der Einstichstelle, aber nicht mehr zu Fieber, Kopfschmerzen oder anderen Grippesymptomen“.Noch ist man im Sanitätsbetrieb mit der Impffreudigkeit der Südtiroler aber nicht zufrieden: Ab September und bis zum vergangenen Sonntag wurden in Südtirol 51.042 Personen, zumeist über 65 Jahre, gegen Grippe geimpft, gegen Corona sogar nur 18.560. Mit den Open Days vorgestern und gestern hat sich daran nur wenig geändert: Bei der Grippe sind 227 Impfungen, bei Corona 751 Impfungen hinzu gekommen.
„Damit sind wir weit vom staatlich angepeilten Wert von 75 Prozent der über 65-Jährigen entfernt“, bedauert Dr. Maria Grazia Zuccaro, Primarin im Dienst für Hygiene und öffentliche Gesundheit. Bei den Kindern bereitet weniger Corona, als auch heuer wieder das RS-Virus Probleme: „Das ist derzeit besonders stark verbreitet“, sagt etwa der Bozner Kinderarzt Dr. Franz Rottensteiner. Weil eine Viruserkrankung, brauche es keine antibiotische Behandlung, „aber bei einem längeren Verlauf kann sie in eine bakterielle umschwenken“, weiß er.