Für die Staatsanwältin war die Sache in ihrem Eröffnungsplädoyer hingegen eindeutig gewesen. „Die beiden Arbeitskollegen haben sich zum Feierabend bei der Raststätte verabredet und wollten etwas gemeinsam essen und trinken“, sagte sie. Später sei es unter Einfluss von Bier und Wodka zu einem „Kräftemessen“ gekommen, im Anschluss dann zu einem handfesten Streit. Der Angeklagte habe seinem Opfer schließlich im Auto einen „ersten Stich“ versetzt und als dieser floh im Freien zwischen zwei Fahrzeugen die weiteren elf Stiche. „Er hat es zumindest in Kauf genommen, dass sein Kollege dabei stirbt“, erklärte die öffentliche Anklägerin und plädierte auf Mord.
Beide setzen sich nach Streit in ihre Lkw – einer stirbt
Der Verteidiger des Angeklagten stellte die Messerstiche nicht in Abrede. „Mein Mandant spricht allerdings nur von 3 Stichen.“ Es habe aber zu keinem Zeitpunkt eine „Mordabsicht gegeben“, man müsse aufgrund des massiven Alkoholkonsums von Totschlag ausgehen. Zudem habe sich der Angeklagte in einer „heftigen Gemütsbewegung“ befunden.Der 36-Jährige hatte in Einvernahmen nach seiner Festnahme angegeben, dass er und sein späteres Opfer stark alkoholisiert in eine Auseinandersetzung geraten waren. Er habe sich mit einem Messer zur Wehr gesetzt, nachdem ihn sein Kontrahent geschlagen habe. Anschließend setzten sich die beiden in ihre Fahrzeuge und der Angeklagte schlief ein. Der 35-Jährige erlag jedoch in der Fahrerkabine des Klein-Lkw seinen schweren Verletzungen. Er wurde erst am nächsten Tag entdeckt. Dem Polen droht im Fall eines Schuldspruchs eine Freiheitsstrafe zwischen 10 und 20 Jahren oder lebenslange Haft.