Die Familie Lieser als Auftraggeber des Porträts gehörte zum vermögenden Wiener Großbürgertum. Die Industriellenfamilie wurde später in der NS-Zeit wegen ihrer jüdischen Abstammung verfolgt. Laut dem Auktionshaus liegen nach intensiver Recherche keine Beweise vor, dass das Gemälde damals beschlagnahmt wurde. „Umgekehrt wurden aber auch keine Beweise gefunden, dass das Gemälde in der Zeit zwischen 1938 und 1945 nicht geraubt wurde“, hieß es in einem Online-Video zur Versteigerung.
Geschichte des Gemäldes nicht ganz geklärt
Deshalb wurde eine Vereinbarung zwischen den derzeitigen Eigentümern und Nachkommen der Familie Lieser getroffen, wonach die Ansprüche der Familie aus dem Erlös der Auktion abgegolten werden. Details zur Übereinkunft wurden nicht bekannt gegeben.Klimt dürfte im Mai 1917 mit dem Bild begonnen haben, wie der gut dokumentierte Schaffensprozess nahelegt. Die Dargestellte – es ist unklar, welches Mitglied der Familie das Motiv zeigt – habe ihn neunmal in seinem Atelier besucht. Es seien 25 Vorstudien entstanden, so das Auktionshaus. Als der Maler im Februar 1918 an den Folgen eines Schlaganfalls starb, war das Werk in geringen Teilen nicht vollendet. „Die Tatsache, dass dieses Bild nicht von Klimt signiert wurde, zeigt, dass er selbst das Porträt noch nicht als fertiggestellt ansah“, heißt es in der Werkbeschreibung.
Klimt habe 1918 mit rund 15.000 Kronen als Lohn rechnen können. Dieser für ein Werk des Künstlers durchaus typische Betrag entspreche ungefähr einem Drittel des damaligen Werts einer Villa im Salzkammergut, hieß es.
Dass das Porträt nicht in London oder New York versteigert werde, sondern vom ungleich kleineren Wiener Auktionshaus im Kinsky, sei auf dessen langjährige Erfahrung mit Werken Klimts und auf dessen Kompetenz im Umgang mit sogenannten Raubkunst-Fällen, also mit Kunstwerken, die während der NS-Zeit beschlagnahmt und entzogen wurden, zurückzuführen, so das Auktionshaus.