Samstag, 5. Oktober 2024

Alarm in der Bildungswelt: Es ist nicht die Schuld der Schulen

Die Lehrer sind das Fundament unserer Schulen. Sie planen und gestalten den Unterricht. Sie fördern ihre Schüler. Sie fordern sie. Und das unter immer schwierigeren Bedingungen. Dass regelmäßig zu Schulbeginn Hunderte Stellen unbesetzt bleiben, daran hat man sich in Südtirol längst gewöhnt. Und doch ist es ein schrilles Alarmsignal. So wie der Hilferuf der Goethe-Schule in Bozen. Wie das Schulamt darauf geantwortet hat, lässt nichts Gutes hoffen. Ein Kommentar von STOL-Redakteurin Katrin Niedermair.

„Spätestens seit der öffentlichen Debatte um die Bozner Goethe-Schule muss man sich in der Südtiroler Schulwelt fragen: Ist den Pädagogen der politische Rückhalt nicht mehr sicher?“, schreibt Katrin Niedermair. - Foto: © DLife/Ambra Dalvai

Von:
Katrin Niedermair
Spätestens seit der öffentlichen Debatte um die Bozner Goethe-Schule muss man sich in der Südtiroler Schulwelt fragen: Ist den Pädagogen der politische Rückhalt nicht mehr sicher?

Die Direktorin Christina Holzer machte darauf aufmerksam, dass ihre Goethe-Schule an Kapazitätsgrenzen gestoßen sei und es neue Maßnahmen zur besseren Inklusion nicht-deutschsprachiger Schüler brauche. Eine praktische Herausforderung, der sich viele Schulen gegenübersehen. Übrigens nicht nur in Südtirol. Die Sprachförderklasse, die die Direktorin für diese Schüler einrichten wollte, lehnte das Schulamt ab. Eine andere, bessere Lösung konnte es allerdings auch nicht bieten.

Eine Verwaltung, die praktische Probleme nicht löst, macht ihre Arbeit nicht. Eine Politik, die sagt, das gehe sie nichts an, stellt sich ein schlechtes Zeugnis aus.
Katrin Niedermair


Man teilte stattdessen mit, dass es den von der Goethe-Schule beklagten Notstand gar nicht gebe und verwies auf Studien, die das belegen sollten. An die Schulen im ganzen Land ging damit die Botschaft: Habt ihr ein ähnliches Problem wie die Kollegen in der Goethe, verursacht ihr es vermutlich selbst. Denn wir können keines erkennen.

Das Umfeld, in dem Lehrer arbeiten, ist offensichtlich komplexer geworden – aus verschiedenen Gründen, überall. Aber in Südtirol hätte die Politik mehr Möglichkeiten die Situation zu verbessern, als dies anderswo der Fall ist. Sie hätte es in der Hand, die Schulen wieder zu den attraktiven Arbeits- und Lernorten zu machen, die sie waren: durch eine zugängliche, transparente Verwaltung, schnelle und wirksame Unterstützung; aber auch durch reibungslosere Anerkennung von Qualifikationen und natürlich: durch angemessene Bezahlung. Dass ausgerechnet die Schulgewerkschaften immer wieder vertröstet werden, wenn es um längst versprochene Gehaltserhöhungen geht, spricht Bände. Leider.

Sollte uns die Zukunft unserer Jugend nicht mehr wert sein? Hilferufe wie die aus der Goethe-Schule nicht ernst zu nehmen, ist fahrlässig. Schulverwaltung und -politik sind dazu da, die besten Rahmenbedingungen für Lehrer und Schüler zu schaffen. Eine Verwaltung, die praktische Probleme nicht löst, macht ihre Arbeit nicht. Eine Politik, die sagt, das gehe sie nichts an, stellt sich ein schlechtes Zeugnis aus.

kn

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