Den Sinkflug der SVP, die nur mehr auf 34,5 Prozent der Stimmen kommt, erklärt der Parteiobmann wie folgt: „Es gibt Gründe nach innen und nach außen. Die letzten Jahre waren immens herausfordernd. Wir haben Situationen gemeistert, die niemals zu erwarten waren. Es ist sicher so, dass auch verschiedene Diskussionen um und in der Partei uns in den letzten Jahren geschadet haben“, so Achammer.
Gegenüber STOL zeigt sich Achammer sehr enttäuscht: „Es ist ein schmerzlicher Verlust, sei es für die Parte wie auch für mich persönlich. Es ist eine Niederlage, keine Frage.“
Tritt der Parteiobmann zurück?
Auf die Frage nach einem möglichen Rücktritt als Parteiobmann entgegnete Achammer, dass das die Partei entscheiden werde. „In den vergangenen Jahren hätte es so viele Momente gegeben, um als Parteiobmann hinzuschmeißen. Ich bin kein Mensch der einfach nur davonläuft und ich habe immer gesagt, wenn es der Partei dient, dann bin ich an dieser Position“, so Achammer.Nun wird die Partei entscheiden, wie es innerhalb der SVP weitergeht. Das werde laut Achammer auch nicht innerhalb von wenigen Stunden passieren, sondern nach den Analysen in den nächsten Tagen.
Das sagt Achammer zu möglichen Koalitionspartnern
Zu möglichen Koalitionen sagt Achammer: „Es wird jetzt ganz schwierig. Wir haben im Vorfeld von Koalitionen mit 2 oder 3 Parteien geredet, jetzt wohl eher von einer mindestens 4-Parteien-Koalition. Das wird alles andere als leicht und mir persönlich tut es für das Land leid, weil man den Anspruch hatte, dass jetzt etwas Stabiles herauskommen muss“.Mit wem die SVP regieren möchte, wollte sich der Obmann noch nicht festlegen: „Ich glaube, dass man zum heutigen Zeitpunkt gar nichts ausschließen kann.“
Achammer hob nochmals hervor, dass man zwar Mandate verloren habe, aber die nächsten Parteien würden erst mit 4 Mandaten abwärts starten. „Es gibt zwar eine weniger starke, aber dennoch starke Partei in Südtirol“, weist der Parteiobmann abschließend hin.
Kompatscher über Parteiergebnis enttäuscht, aber mit persönlichem Ergebnis zufrieden
Auch Landeshauptmann Arno Kompatscher zählt mit beinahe 10.000 verlorenen Vorzugsstimmen zu den Verlierern dieser Wahl. Im Palais Widmann stand er STOL-Redakteurin Katrin Niedermair Rede und Antwort.„Wir haben gehofft 14 Mandate auch in diesem schwierigen Umfeld zu erreichen. Das ist am Ende nicht gelungen und wir haben 2 Mandate verloren, was natürlich eine Enttäuschung für uns ist“, sagt Kompatscher.
Der SVP-Spitzenkandidat versucht, das enttäuschende Abschneiden seiner Partei dennoch in ein positives Licht zu rücken. „Natürlich ist das Ergebnis eine Enttäuschung für uns, wir haben einen klaren Regierungsauftrag und mehr als dreimal so viele Abgeordnete wie die zweitstärkste Kraft im Landtag. Das war nicht immer so. Wir haben auch mehr Stimmen als die nächsten 3 Parteien zusammen“, betont der Landeshauptmann.
Auf die Frage, ob er nach diesem schlechten Ergebnis an Rücktritt denke, hat Kompatscher klargemacht: „Was mein persönliches Wahlergebnis anbelangt, so ist es angesichts der großen Verluste der Partei, die schwer wiegen und mir auch leidtun, mehr als zufriedenstellend. Mehr als 60 Prozent aller SVP-Wählerinnen und Wähler haben mir eine Vorzugsstimme gegeben. Das ist anteilsmäßig deutlich mehr als beim letzten Mal. Somit ist diesbezüglich die Position sicher gefestigt, allerdings tröstet mich das nicht über das Parteiergebnis hinweg“, sagt der Landeshauptmann.
Kompatscher gesteht Fehler ein
Dass in der vergangenen Legislaturperiode für die SVP nicht alles nach Maß lief, gab der Landeshauptmann zu: „Wir haben sicher große Fehler in der Vermittlung unserer Arbeit gemacht. Auch wenn uns von außen immer bescheinigt wird, dass Südtirol in Europa verhältnismäßig gut dasteht, ist die Stimmung eine andere. Da helfen auch die guten Statistiken nichts. Es ist es nicht gelungen, die Situation und unsere Arbeit entsprechend zu vermitteln“.Auf die Frage, welche Konsequenzen es nun innerhalb der SVP geben werde, wollte sich Kompatscher nicht festlegen. „Wir können mit dem Wahlergebnis nicht zufrieden sein. Es ist auch klar dass am Ende ein Wahlergebnis einen auch dazu bringen muss, dass man genau schaut, was man anders machen muss und das werden wir in aller Ruhe in den Parteigremien tun. Wir werden auch eine schonungslose Fehleranalyse machen, um uns entsprechend dann besser aufzustellen“, sagt Kompatscher.
Trotz schwerer Niederlage: Kompatscher will nicht zurücktreten
In einem Pressestatement in der Früh hatte der Landeschef klargemacht, trotz der schweren Niederlage im Amt bleiben und die kommenden 5 Jahre eine Regierung anführen zu wollen. Er habe an die 60.000 Vorzugsstimmen erhalten, dies sei ein „klarer Auftrag“, wie die Nachrichtenagentur APA berichtet.Das sagt Kompatscher zu möglichen Koalitionspartnern
Angesichts der großen Zersplitterung gestalte sich die Bildung einer Regierung laut Kompatscher schwer. „Es wird eine Sisyphos-Aufgabe werden, eine stabile Regierungsmehrheit zusammenzustellen. Genau das war unsere Befürchtung und das ist leider auch eingetreten“, so Kompatscher.Bezüglich Koalitionsverhandlungen sagt Kompatscher, dass man sich nicht selbst unter Druck setzen und zunächst Gespräche mit allen Parteien führen wolle.
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