Donnerstag, 3. Oktober 2024

Atomanlagen nächstes Ziel? – Israel beschießt erneut Ziele in Beirut

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben erneut ein Ziel in der libanesischen Hauptstadt Beirut beschossen. Es sprach von einem gezielten Angriff, weitere Details nannte es zunächst nicht. Derweil sprach sich US-Präsident Joe Biden nach dem Raketenangriff des Irans auf Israel gegen eine Attacke auf Atomanlagen der Islamischen Republik aus. „Die Antwort ist nein“, sagte Biden auf die entsprechende Frage eines Reporters. Israel habe aber ein Recht, auf Irans Angriff zu reagieren. Die USA sind Israels wichtigster Verbündeter.

Die Angriffe auf Beirut gehen unvermindert weiter. - Foto: © APA/afp / FADEL ITANI

Biden hatte dafür geworben, die Reaktion auf den iranischen Raketenangriff vom Dienstag gut abzuwägen. In einer gemeinsamen Schalte der Gruppe sieben großer demokratischer Industrienationen (G7) sei auch über neue Sanktionen gegen den Iran gesprochen worden, wie das Weiße Haus mitteilte. Man arbeite an einer gemeinsamen Erklärung, hieß es weiter. Israel bereite sich darauf vor, auf den iranischen Raketenangriff mit Attacken innerhalb des Irans in den kommenden Tagen zu reagieren, berichtete das US-Nachrichtenportal „Axios“.


Angriffe in Beirut. - Foto: © APA/afp / FADEL ITANI

Greift Israel die iranischen Atomanlagen an?

Laut israelischen Beamten könnten Ölförderanlagen und andere strategische Einrichtungen im Iran ins Visier genommen werden, berichtete das Nachrichtenportal weiter. Die „New York Times“ hatte zuvor unter Berufung auf US-Beamte gemeldet, in einem möglichen Szenario könnte Israel auch Irans Nuklearanlagen angreifen. Insbesondere die Anreicherungsanlagen in Natans, dem Herzstück des iranischen Atomprogramms, könnten im Visier stehen, hieß es. Der Iran behauptet, es diene nur zivilen Zwecken. Das sehen Israel und der Westen anders.

„Israel darf diese einmalige Gelegenheit zur Zerstörung des iranischen Atomprogramms nicht verpassen“, schrieb der frühere israelische Ministerpräsident Naftali Bennett auf der Plattform X. „Wenn wir es jetzt nicht tun, sehe ich nicht, dass es jemals passieren wird“, meinte er. UN-Generalsekretär António Guterres forderte die Konfliktparteien erneut zu einer Waffenruhe auf. „Die wütenden Brände im Nahen Osten entwickeln sich rasch zu einem Inferno“, sagte er bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates in New York.


Rauchwolke über Beirut. - Foto: © APA/afp / FADEL ITANI

Guterres „unerwünschte Person“ – UN: Politisches Statement

Guterres ging nicht darauf ein, dass Israel ihn zuvor zur „unerwünschten Person“ erklärt und dies unter anderem damit begründet hatte, dass der UN-Generalsekretär den iranischen Raketenangriff nicht eindeutig verurteilt habe. Die Vereinten Nationen sehen in Israels Erklärung einen politischen Schachzug. Es handle sich um einen weiteren Angriff auf einen UN-Mitarbeitenden durch Israels Regierung, sagte Guterres' Sprecher Stéphane Dujarric.

Derweil geht Israel weiter massiv gegen die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz im Libanon vor. Details zu dem gezielten nächtlichen Angriff in Beirut nannte die Armee zunächst nicht. Ersten Berichten zufolge wurde eine Wohnung in einem Gebäude getroffen. Nach Behördenangaben gab es neben mindestens sechs Toten im Stadtviertel Basta-Bachoura auch sieben Verletzte. Augenzeugen in Beirut berichteten zudem von mehreren Angriffen auf einen südlichen Vorort der Stadt. Explosionsgeräusche waren in der ganzen Hauptstadt zu hören. Anwohner berichteten von über der Stadt kreisenden Drohnen und Kampfflugzeugen.


Explosionsgeräusche waren in der ganzen Hauptstadt zu hören. - Foto: © APA/afp / FADEL ITANI


Tote auf beiden Seiten

Erstmals seit Beginn der Bodenoffensive erlitten die israelischen Streitkräfte Verluste, acht Soldaten fielen im Kampf mit der Hisbollah, wie die Armee bekanntgab. Bald ein Jahr nach Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober verlagert sich der Schwerpunkt der Kämpfe damit in Richtung des nördlichen Nachbarlandes.

Erklärtes Ziel Israels ist es, die Schiitenmiliz von der Grenze zu vertreiben, damit rund 60.000 evakuierte Israelis in ihre Häuser zurück können. Allein am Mittwoch wurden nach offiziellen Angaben bei israelischen Angriffen 46 Menschen im Libanon getötet. 85 weitere wurden verletzt, wie das Gesundheitsministerium mitteilte.


Foto: © APA/afp / FADEL ITANI

dpa/apa/stol

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