Besorgniserregend sei auch die Formulierung, man wolle als „unerwünscht“ definierte Entwicklungen beobachten und je nach Einschätzung Beiträge den privaten Medien zukommen lassen, um die „Medienvielfalt zu erhalten“.
„Wir möchten die Südtiroler und die Südtiroler Politiker daran erinnern, dass Artikel 21 der Verfassung immer noch in Kraft ist und dass er den Journalistenberuf schützt, der keiner Zensur, keiner Genehmigung und keiner Kontrolle unterworfen werden darf: Das Gesetz zur ,Ordnung des Journalistenberufes‘ mit der Disziplinarkommission und die Gesetzgebung, die den Bereich Verleumdungen regelt, ermöglichen es bereits denjenigen, die sich in ihrem Ruf geschädigt fühlen, sich zu verteidigen“, heißt es in der Aussendung.
Ganz zu schweigen von der Präsenz des Landeskommunikationsbeirates und auf staatlicher Ebene der parlamentarischen Aufsichtskommission für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. „Vielmehr sind es die Journalisten, die mit sogenannten Knebel- und Einschüchterungsklagen angegriffen werden, die darauf abzielen, Journalisten einzuschüchtern und sogar zu zensieren.“
Nachdem an Heiligabend im Senat in erster Lesung das Gesetz des Abgeordneten Enrico Costa zum Verbot der Veröffentlichung von Untersuchungshaftanordnungen angenommen wurde, vor 4 Tagen der Vorschlag des FDI-Abgeordneten Federico Mollicone, Nachrichten digital zertifizieren zu wollen, ist nun die Südtiroler Medienaufsicht an der Reihe. Nachrichten, die offensichtlich die Aversion der politischen Macht gegen jede Art von Kontrolle durch die freie Presse und die freie Information bestätigen.
Die Journalistengewerkschaft und die Journalistenkammer auf regionaler und gesamtstaatlicher Ebene werden sich gegen die Einrichtung dieses politischen Informationskontrollgremiums energisch wehren.
Auch STOL-Ressortleiter Arnold Sorg hat sich in seinem Kommentar kritisch mit dem Vorhaben auseinandergesetzt. Er schreibt: „Eigentlich ist es ja so, dass die Medien der Politik auf die Finger schauen und – wie heißt es so schön im Koalitionsprogramm – ,Fehlentwicklungen evaluieren'.“