„Er wurde in einer winzigen Steinzelle ausgehungert, von der Außenwelt abgeschnitten. Man verweigerte ihm Besuche, Telefonanrufe, ja sogar Briefe. Und dann töteten sie ihn. Selbst danach misshandelten sie noch seinen Körper und sie misshandelten seine Mutter“, so Nawalnaja laut dem von Nawalnys Sprecherin Kira Jarmisch am Mittwoch auf der Plattform X (früher Twitter) veröffentlichten englischsprachigen Redetext. Die Behörden hatten Nawalnys Mutter Ljudmila Nawalnaja tagelang die Herausgabe des Leichnams ihres Sohnes verweigert.
Nawalny war am 16. Februar überraschend im Straflager „Polarwolf“ in Sibirien gestorben. Russische Behörden gaben eine natürliche Todesursache an. Vorwürfe einer staatlichen Verwicklung wiesen sie zurück. Anhänger Nawalnys und führende westliche Politiker machen indes Putin für den Tod des Oppositionspolitikers verantwortlich. Nawalnajas Rede wurde von den Abgeordneten mit lang anhaltendem, stehenden Applaus bedacht.
Am Freitag soll Nawalny in Moskau beigesetzt werden. Nawalnaja sagte, sie sei sich nicht sicher, ob das Begräbnis samt Trauergottesdienst friedlich verlaufen oder ob die Polizei eingreifen werde.
Nawalny war der bekannteste Oppositionelle in Russland und einer der schärfsten Putin-Kritiker. Er prangerte insbesondere Korruption und Gier an und bezeichnete die Staatsführung als „Gauner und Diebe“. Seine Beiträge im Internet wurden millionenfach aufgerufen. Er war zu mehr als 30 Jahren Haft verurteilt worden.