Die Selbstüberschätzung trägt hierzulande viele Namen. Sie alle haben in den vergangenen Jahren dazu beigetragen eine Situation zu kreieren, die nur mehr verfahren ist. Ein solides politisches System wurde auf den Kopf gestellt, mit Überheblichkeit die gezinkten Karten neu gemischt. Die Regeln, wie das neue Spiel funktioniert, versteht immer noch keiner.
Nach wie vor erstaunlich ist, wie man in nur 10 Jahren Zank und Streit der Volkspartei quasi den Garaus gemacht hat. Die „scheene Leich“ kann bestellt werden. Spätestens bei den Landtagswahlen 2028 ist wohl endgültig Schluss.
Erstaunlich ist ebenso, wie sehr die SVP-Spitzenexponenten seit Jahren auf das Statut ihrer Bewegung pfeifen. Wie sehr der Grundgedanke fahrlässig verwässert wurde. Nicht ausschließlich die neuen Zeiten sind der Grund, sondern die unsägliche Selbstüberschätzung, die ein – zweifelsohne anzupassendes – Erfolgsmodell total abgewirtschaftet hat. Die Ideenschachtel wurde schamlos geplündert; jetzt ist sie leer. Eine Bonsai-Politik ist die Folge.
Die jüngsten Entwicklungen um die Mehrheitsfindung sind ein weiterer Beleg dafür, wie wenig vorausschauend in den vergangenen Jahren politisch gestaltet wurde. Vor allem die Mitte wurde konsequent ausgegrenzt, bewusst aufgerieben zwischen den Blöcken. Ihre Zwischenrufe waren unerwünscht.
Wohin dies alles führen kann, zeigt ein Beispiel der österreichischen Politgeschichte aus dem Jahr 2017. Kurzzeit-Kanzler Christian Kern wurde damals in einer internen Analyse seiner Partei als „Prinzessin mit Glaskinn“ bezeichnet. Kurz darauf war er weg. So schnell wird es mit dem Käfig voller Prinzessinnen hierzulande wohl nicht gehen. Am Ende wird Südtirol dann aber das sein, was es nie sein wollte: Eine stinknormale italienische Provinz. Interessanterweise haben davor auch viele Italiener im Land Angst.
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