Weit wichtiger ist, dass mit diesem Teilvertrag auch die Möglichkeit einer sogenannten niedrigen Karriere eingeführt wird. Damit haben Fachärzte nun die Möglichkeit der Spezialisierung auf ihrem Gebiet – zum Wohle der Patienten, aber auch für den eigenen Gehaltszettel. Infolge dieser Spezialisierung ist im gestern unterzeichneten Vertrag nämlich eine Zusatzvergütung von rund 200 Euro netto pro Monat vorgesehen. Zufrieden ist man bei den Ärztegewerkschaften trotz der Nachbesserungen aber nicht. Von den für den Vertrag vorgesehenen 5 Millionen Euro seien schließlich 1,7 Millionen Euro für Nachbesserungen bei den nichtärztlichen Leitern eingesetzt worden.
„Es braucht Paradigmenwechsel“
Auf Gewerkschaftsseite hofft man, dass 2024 die Verhandlungen in Sachen Kollektivvertrag für die Ärzte nun zügig voranschreiten. „Und dass man bei den Verantwortlichen endlich versteht, dass es dringend einen Paradigmenwechsel braucht“, so Dr. Ivano Simioni (BSK). „Wir stehen nämlich in direkter internationaler Konkurrenz. Und beim derzeitigen Stand sind wir alles andere als konkurrenzfähig.“ Schon allein vom Gehalt her gebe es derzeit riesige Unterschiede.Verdient ein Arzt in Ausbildung in der Schweiz etwa 6000 Euro pro Monat, sind es hierzulande gerade mal rund 2500 bis 3000 Euro. Zwar besteht die Möglichkeit, sich durch Mehrarbeit noch ein paar 100 Euro dazuzuverdienen. Doch auch dem sind durch die Arbeitszeitbegrenzung Grenzen gesetzt. Ein Minimum an Verbesserung bringt die nunmehrige Möglichkeit, Ärzte, die nach dem italienischen Modell ausgebildet werden, nach einem Jahr anzustellen. Für jene, die die Ausbildung nach österreichischem Modell absolvieren, ist eine Anstellung nach wie vor nicht vorgesehen. „In Anbetracht, dass viele befristete Verträge aufgrund fehlender Zweisprachigkeitsnachweise nicht verlängert werden dürften, braucht es unbedingt eine Lösung“, so Dr. Simioni.