Die Fahrbahnsanierung der MeBo bei Bozen Süd würgt noch bis Ende Jänner den Morgenverkehr zwischen Meran, dem Überetsch und Bozen ab. Die Hauptverkehrsader im Etschtal ist verstopft. Hunderte stehen im Stau, alle sind genervt. Einer bekommt das besonders zu spüren: der Landesstraßendienst – und natürlich sein Chef. Wie Philipp Sicher diese Woche auf die vielen Hobby-Straßenbauexperten reagiert hat – Respekt!
Mitten im Shitstorm aus Leserbriefen und Social-Media-Kommentaren stellt er sich der Öffentlichkeit und erklärt die Entscheidung. Er zeigt sein Gesicht und übernimmt Verantwortung. Der wütende Pendler muss sich sagen: Da muss ich jetzt eben durch. Es hilft nichts.
Glücklich, wer wie Straßendienst-Chef Sicher weiß, dass seine unpopulären Entscheidungen wenigstens gute sind. Geht es nicht um Straßenbauarbeiten, sondern um politische Baustellen, dann wird die Sache freilich schwieriger.
Tatsächlich hat sich der wiedergewählte Chef im Palais Widmann lange weggeduckt, als in den vergangenen Wochen der Proteststurm gegen ihn anzuschwellen begann. Fratelli d'Italia in der Regierung? Ja, aber hätte man nicht unbedingt müssen, hätte man gar nicht wollen, ließ die SVP ausrichten. Dafür musste Arno Kompatscher nun am Donnerstag im Landtag stundenlange Tiraden der Opposition über sich ergehen lassen. Ich habe mich gefragt: Hätten seine Kritiker so viel Furor entwickeln können, wenn er früher und fester zu seiner Entscheidung für die Mitte-Rechts-Koalition gestanden und sie auch persönlich verteidigt hätte – wenn sie denn wirklich die richtige Entscheidung gewesen ist?
Eigentlich war den meisten Südtirolern ohnehin schon kurz nach den Landtagswahlen klar gewesen, dass an den Fratelli diesmal wohl kaum ein Weg vorbeiführen würde. Das wochenlange Hin und Her, die Versuche, die Verantwortung auf andere abzuwälzen, haben der SVP mehr geschadet als genutzt.
Für eine unpopuläre Entscheidung bekommt man keinen Applaus. Man trifft sie, wenn man überzeugt ist, das Richtige zu tun. Sonst war's wohl die falsche.