In den vergangenen Tagen haben sich 4 Südtiroler Speckhersteller auf einer der bedeutendsten Lebensmittelmessen der USA, der „Fancy Food“ in New York, präsentiert. Die Produzenten Granterre (Senfter Speck), Gottfried Pfitscher, Recla und Moser stellten erstmals gemeinsam auf einem Gemeinschaftsstand des Südtiroler Speck-Konsortiums aus.
Seit 20 Jahren Export in die USA möglich
Als „Highlight“ bezeichnet er die Feier für die 20-jährige Präsenz des Südtiroler Speck g.g.A auf dem US-amerikanischen Markt, die auf dem Stand des italienischen Außenhandelsinstituts ICE stattfand und zu der unter anderem auch der italienische Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida angereist war.
Seit 2004 darf Südtiroler Speck mit dem europäischen Qualitätszeichen g.g.A.(geschützte geografische Angabe) in die Vereinigten Staaten exportiert werden. Zuvor war es wegen der strengen Importvorschriften für Schweinefleisch unmöglich, die gesetzlichen Voraussetzungen wurden erst vor rund 20 Jahren geschaffen. Als erstes verkaufte damals die Firma Recla ihre Hammen auf dem amerikanischen Markt.
USA sind zweitwichtigster Exportmarkt
Heute gehen 3,8 Prozent der Südtiroler Produktion in die USA – klingt nach wenig, dennoch sind die Vereinigten Staaten damit einer der wichtigsten Absatzmärkte für Südtirol: Der Löwenanteil des Südtiroler Speck g.g.A. (67 Prozent) wird in Italien und Südtirol verkauft, dahinter folgt mit rund 25 Prozent Deutschland, auf Platz 3 liegen bereits die USA, die somit der zweitwichtigste Exportmarkt sind.
Nächster Schritt: Lebensmitteleinzelhandel
Und da könnte noch mehr gehen, meint Konsortiumsdirektor Martin Knoll. „Wir sind zurzeit mit dem Südtiroler Speck vor allem im Raum New York vertreten, die USA sind aber ein riesiger Markt, von daher sehen wir da absolut noch Potenzial. Zudem sind wir in den letzten Jahren kontinuierlich und gesund gewachsen, das heißt, dass das Produkt von Konsumenten und Importeuren geschätzt wird.“
Zurzeit geht der Südtiroler Speck vor allem an New Yorker Feinkostläden und Spezialitätengeschäfte im Premiumsegment, der nächste Schritt wäre der Sprung in den Lebensmitteleinzelhandel. „Das würde uns einen großen Schub geben. Diesen Schritt möchten wir früher oder später schaffen.“
Der Aufwand ist für die exportierenden Betriebe allerdings nach wie vor sehr hoch, die Importbedingungen seien schwierig und der Export mit hohen Kosten verbunden, räumt Knoll ein. „Aber es rentiert sich für die Hersteller auf jeden Fall.“
Vermarktung unter dem Dach des italienischen Rohschinkens
Doch wie vermarktet man den Südtiroler Speck in den USA überhaupt, wenn wahrscheinlich die wenigsten Amerikaner mit „Südtirol“ oder „Alto Adige“ etwas anfangen können?„Im Grunde sind wir Teil der großen italienischen Rohschinken-Kategorie und außerhalb Europas bewegen wir uns unter diesem Dach, das mit dem Prosciutto di Parma ein weltweit bekanntes Vorzeigeprodukt hat“, erklärt Martin Knoll. „Mit den für den Südtiroler Speck typischen Charakteristika - leicht geräuchert, gewürzt und gelagert –, die sich vom italienischen Rohschinken unterscheiden, kommen wir dem typischen amerikanischen Geschmack sehr nahe.“
Nach schwierigem Jahr leicht positive Signale
In Südtirol wurden in Vergangenheit meist 2,8 bis 3 Millionen Hammen Speck mit dem Qualitätszeichen g.g.A. hergestellt. Nur im Vorjahr waren es mit 2,5 Millionen Hammen deutlich weniger. Vor allem wegen der hohen Inflation griffen die Konsumenten eher zu günstigeren Produkten, in Deutschland haben deswegen manche Handelsketten den Südtiroler Speck g.g.A. sogar aus dem Regal genommen ( „S+“ hat berichtet).
Und heute? „Wir sehen einige positive Signale auf dem deutschen Markt, sodass der Abwärtstrend möglicherweise gestoppt wurde“, sagt Knoll. Auch wenn diese Zeichen noch mit Vorsicht zu genießen seien, scheinen die ersten Monate auf eine Stabilisierung hinzudeuten.